Was Wissenschaftsjournalisten über Social Media wissen sollten

 In Links & Know-How

Niemand wird bestreiten, dass sich der Journalismus in den letzten Jahren gravierend verändert hat. Eine dieser Veränderungen betrifft die Art und Weise wie Journalisten recherchieren. Das Internet ist längst zur zentralen Informationsquelle geworden. Und das Internet besteht zu einem wichtigen Teil aus Social Media.

Doch wie können Twitter, Facebook und andere Plattformen für die wissenschaftsjournalistische Alltagsarbeit genutzt werden? Letztlich muss man sich das Know-How wohl selbst erarbeiten: probieren, experimentieren und herausfinden, was taugt.

Für die ersten Schritte gibt es hilfreiche Texte, Anleitungen und Checklisten. Einige habe ich unten zusammengestellt.

Ein Ohr am Social Web: Themen finden und ein Netzwerk aufbauen

Noch keine Idee für die nächste Geschichte? Pressemitteilungen, soviel ist klar, sind dafür eher selten eine gute Fundgrube. Marina Joubert empfiehlt stattdessen den Aufbau eines persönlichen „Social Networks“, das aus Kontakten zu Wissenschaftlern und auch Presseleuten der Unis besteht. Dabei kann das Social Web mehr als hilfreich sein. Joubert schreibt:

„Following scientists who are active bloggers (and tweeters) can be a great way to hear what they are saying about the latest research in their fields — and how others are responding.“

Wer bereits einige Zeit bei Twitter aktiv ist, kann das sicher bestätigen. Doch der Start ins 140-Zeichen-Twitterversum kann schwierig sein. Leichter wird das mit diesen zehn Tipps. Grundlegend natürlich die Nummer 1: “ You don’t have to know everything about Twitter to get started. It’s a never-ending stream. Just jump right in. “

Jede Menge Tricks und Kniffe, wie die verschiedensten Plattformen durchsucht werden können, listet der Artikel von Sarah Marshall auf. Manche Empfehlungen sind evtl. nur für etwas fortgeschrittene Nutzer sinnvoll, allerdings verlinkt und beschreibt Marshall auch interessante externe Dienste, die neue Zugänge und Suchmöglichkeiten für Twitter, Facebook oder Instagram bieten:

Recherche und Quellencheck im Social Web

Wenn man dann mal an einem Thema dran ist, dann gilt es die richtigen Quellen, die Fachleute und Insider im Social Web aufzuspüren. Eines ist ziemlich sicher: auch für Nischenthemen gibt es irgendwo da draußen relevante Blogs (und Autoren, die diese Blogs mit Inhalten versorgen) und bei Twitter ist garantiert auch jemand unterwegs, der seit Jahren in dem Thema drin ist und somit wertvolle Links und Infos parat hat. Jetzt kommt es eben darauf an, diese Blogger, Twitteruser etc. ausfindig zu machen und natürlich auch ihre Glaubwürdigkeit abzuklären.

Wie das ablaufen kann, illustriert Steve Myers:

Bei all dem kommt es auf den richtigen Mix von ‚technischen‘ und ‚menschlichen‘ Algorithmen an, wie es Mark Little (Gründer der Social-Web-Nachrichtenagentur storyful.com) in seinem lesenswerten Text beschreibt. Little bringt v.a. Beispiele aus dem Bereich des Politischen Journalismus, aber viele Aspekte sind sicher auch auf wissenschaftliche Themen übertragbar. Hilfreich sind ggf. Checklisten, die den Quellencheck begleiten.

Und 100% zuzustimmen ist Little in seiner Diagnose:

„Every news event in the age of social media creates a community. When news breaks, a network gathers to talk about the story. Some are witnesses, others are amplifiers, and in every group there are trusted filters.“

Interessant (und lehrreich) ist auch, wie man bspw. bei Reuters mit Infos und Material aus dem Social Web umgeht.

Ganz offensichtlich ist: Crowdsourcing ist integraler Bestandteil des journalistischen Alltags. Es kommt dabei freilich immer auch auf den gesunden Menschenverstand an, um relevante Quellen schnell zu identifizieren und Blödsinn zuverlässig rauszufiltern. Einen lesenswerten Artikel zum Thema bietet auch Craig Silverman an:

Auf deutsch und sehr gut aufbereitet präsentiert Konrad Weber eine dreiteilige Serie rund um das Thema „Verifikation von Inhalten in Social Media“, in der er zunächst nochmal beschreibt, wie man interessante Nutzer und Experten ausfindig macht und zum Schluß auch daran erinnert, was zu tun ist, wenn die Geschichte geschrieben und veröffentlicht ist. Man sollte sich nämlich u.a.  bei den beteiligten Personen, die Hilfestellung geleistet haben, bedanken.

Die gelisteten und kommentierten Artikel sind natürlich nur eine erste Auswahl. Es gibt noch jede Menge weiterer Erfahrungsberichte, Checklisten und Anleitungen. Zwei Empfehlungen habe ich aber noch –

Zum Thema Quellencheck und Verifikation:
Eine ganze Ausgabe der Nieman Reports hat sich vor wenigen Monaten mit den sozialen Medien beschäftigt:

Und immer einen Besuch wert sind die praktischen Anleitungen des Science and Development Network (SciDev.Net):

Weitere Links zu lesenswerten Texten und Anleitungen gerne in die Kommentare – Danke! 🙂

Marc Scheloske
Marc Scheloske
Sozialwissenschaftler und freier Journalist. Schreibt, bloggt und führt Workshops und Schulungen zum Thema ‚Wissenschaftskommunikation und Social Media‘ durch. → weitere Infos
Twitter: Werkstatt | Blog: Wissenswerkstatt
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    • […] Niemand wird bestreiten, dass sich der Journalismus in den letzten Jahren gravierend verändert hat. Eine dieser Veränderungen betrifft die Art und Weise wie Journalisten recherchieren. Das Internet ist längst zur zentralen Informationsquelle geworden. Und das Internet besteht zu einem wichtigen Teil aus Social Media.Doch wie können Twitter, Facebook und andere Plattformen für die wissenschaftsjournalistische Alltagsarbeit genutzt werden? Letztlich muss man sich das Know-How wohl selbst erarbeiten: probieren, experimentieren und herausfinden, was taugt.Für die ersten Schritte gibt es hilfreiche Texte, Anleitungen und Checklisten. Einige habe ich unten zusammengestellt.Ein Ohr am Social Web: Themen finden und ein Netzwerk aufbauenNoch keine Idee für die nächste Geschichte? Pressemitteilungen, soviel ist klar, sind dafür eher selten eine gute Fundgrube. Marina Joubert empfiehlt stattdessen den Aufbau eines persönlichen “Social Networks”, das aus Kontakten zu Wissenschaftlern und auch Presseleuten der Unis besteht. Dabei kann das Social Web mehr als hilfreich sein. Joubert schreibt:  […]

    • […] Hier wird erklärt, worum es gehen wird, es werden Thesen formuliert und es gibt bereits eine kommentierte Linkliste zum Thema Wissenschaftsjournalismus und Social […]

    • […] Informationspool genutzt, durchsucht und nach Glaubwürdigkeit abgeklopft werden können, haben wir hier aufgeschrieben. Wer kann weitere Erfahrungen […]

    • […] eben nicht länger ein ‘einseitig konsumierendes WerbeAuflageNümmerchen’. Und auch das System Wissenschaft wird zum Thema SocialMedia berührt, denn auch die Kollegen ‘vom Fach’ dürfen in Zukunft nicht länger […]

    • […] Marc: Was Wissenschaftsjournalisten über Social Media wissen sollten, Online-Wissenschaftsjournalismus, 20.11.2012 .nrelate_flyout {display:block; right: -420px; […]

    • […] der Wissenswerte 2012“ haben Fischer und Scheloske schon vorab eine Linksammlung zum Thema „Was Wissenschaftsjournalisten über Social Media wissen sollten“ […]

    • […] Niemand wird bestreiten, dass sich der Journalismus in den letzten Jahren gravierend verändert hat. Eine dieser Veränderungen betrifft die Art und Weise wie Journalisten recherchieren. Das Internet ist längst zur zentralen Informationsquelle geworden. Und das Internet besteht zu einem wichtigen Teil aus Social Media.Doch wie können Twitter, Facebook und andere Plattformen für die wissenschaftsjournalistische Alltagsarbeit genutzt werden? Letztlich muss man sich das Know-How wohl selbst erarbeiten: probieren, experimentieren und herausfinden, was taugt.Für die ersten Schritte gibt es hilfreiche Texte, Anleitungen und Checklisten. Einige habe ich unten zusammengestellt.Ein Ohr am Social Web: Themen finden und ein Netzwerk aufbauenNoch keine Idee für die nächste Geschichte? Pressemitteilungen, soviel ist klar, sind dafür eher selten eine gute Fundgrube. Marina Joubert empfiehlt stattdessen den Aufbau eines persönlichen “Social Networks”, das aus Kontakten zu Wissenschaftlern und auch Presseleuten der Unis besteht. Dabei kann das Social Web mehr als hilfreich sein. Joubert schreibt:  […]

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